Präsentation einer Mittelstandsstudie
Sale-and-lease-back erlebt eine Renaissance als Finanzierungsinstrument. Und das nicht nur bei Liquiditätsengpässen in der Krise. Denn mehr als drei Viertel der deutschen Mittelständler verfügen über lukrative stille Reserven. Das belegt eine aktuelle Studie, deren Ergebnisse im folgenden Beitrag präsentiert werden. Insbesondere geht der Autor darauf ein, warum und in welchen Situationen sich Firmen für die Option Sale-and-lease-back ent-scheiden und was sie davon erwarten.
HENNING SCHMALE
ist Vertriebsleiter der NIV Leasing GmbH, Osnabrück. Er verfügt über jahrelange Erfahrungen als Manager im produzierenÂden Mittelstand.
E-Mail: schmale@nivÂleasing.com
Leasing hat sich längst zu einer festen Größe im Finanzierungsmix der UnÂternehmen etabliert. Ob Fuhrpark, Geschäfts ausstattung, ITÂSysteme (Hard und Software), einzelne ProÂduktionsmaschinen oder ganze ProÂduktionsanlagen: Rund 70 Milliarden Euro betrugen die LeasingÂNeuinvestiÂtionen im Jahr 2018 – Tendenz stetig steigend. Ein nahezu unbeleuchteter Bereich ist jedoch die Rolle, die LeaÂsing – insbesondere das FinanzieÂrungsinstrument SaleÂ-andÂ-lease-Âback – spielen kann, wenn es um das Heben stiller Reserven im deutschen MittelÂstand geht.
Bei einem Sale-Âand-Âlease-Âback-ÂVerÂtrag kauft der LeasingÂ-Geber dem LeasingÂNehmer ein LeasingÂ-Objekt ab und schließt zeitgleich einen LeaÂsingÂ-Vertrag über die verkauften ObÂjekte. Der LeasingÂNehmer erhält somit Liquidität aus dem Verkauf des Objektes und kann die LeasingÂRaten als Betriebsausgaben steuerlich gelÂtend machen (Abbildung).
Mittelstandsstudie Leasing im Jahr 2020
NIV Leasing (NIV) hat das Deutsche Kundeninstitut beauftragt, genau dieÂsen Bereich des deutschen MittelÂstands in einer Studie zu beleuchten. Befragt wurden in einer OnlineÂUmÂfrage 138 Unternehmen aus unterÂschiedlichen Branchen und verschieÂdener Größe mit Jahresumsätzen zwischen unter zehn Millionen Euro und über 200 Millionen Euro. Dass diese Untersuchung höchste Relevanz hat, belegen bereits die ersten ErgebÂnisse: 78 Prozent der befragten mittelÂständischen Unternehmen verfügen demnach über abgeschriebenes AnÂlagevermögen, im verarbeitenden GeÂwerbe sind es sogar 88,5 Prozent. Das Potenzial für Liquidität aus SaleÂandÂleaseÂbackÂTransaktionen im deutschenMittelstand ist also enorm.
Gerade in Produktionsmaschinen und Âanlagen schlummern im verarbeitenÂden Gewerbe erhebliche stille ReserÂven. Ãœber die Hälfte der befragten UnÂternehmen aus diesem Bereich gaben Produktionsmaschinen und Âanlagen als mögliche Investitionsgüter für diese Finanzierungsform an. Immobilien (22,6 Prozent), ITÂAusstattung (18,9 Prozent) und Pkw (17 Prozent) folgen auf den weiteren Rängen. Bei den UnÂternehmen außerhalb des verarbeitenÂden Gewerbes werden ITÂAusstattung (30,6 Prozent), Pkw (29,4 Prozent) und Büro sowie Geschäftsausstattung (23,5 Prozent) am häufigsten als mögÂliche Investitionsgüter genannt.
Argumente für die Nutzung
Als Motivation, insbesondere SaleÂandÂleaseÂback als FinanzierungsinÂstrument zu nutzen, geben die befragÂten Unternehmen mit großer Mehrheit (78,3 Prozent) die Möglichkeit an, weiÂtere Liquidität zu erhalten. Mit Fokus auf Unternehmen aus dem verarbeiÂtenden Gewerbe ist diese Ziffer mit 79,2 Prozent sogar noch höher. Die Möglichkeit, LeasingÂRaten steuerlich abzusetzen, spielt eine fast ebenso wichtige Rolle (73,2 Prozent). Die transparente Ãœbersicht über die KosÂten während der Laufzeit des VertraÂges stellt einen wesentlichen Vorteil für das Unternehmen dar, da sie eine hohe Planbarkeit beinhaltet.
Das Instrument SaleÂ-and-Âlease-Âback kann auch eine Alternative zur FinanÂzierung durch die Hausbanken der FirÂmen sein. Die Vorteile hierbei sind, dass die Finanzierung in erster Linie auf die Assets (Produktionsanlagen) abgestellt wird und somit die Prüfung des Engagements nicht nur für die BoÂnität des Kunden, sondern im WesentÂlichen für die Werthaltigkeit der Assets erfolgt. Somit eignet sich das InstruÂment auch in wirtschaftlich schwieriÂgen Phasen, um weitere Alternativen zur klassischen Finanzierung über Hausbanken zu nutzen.
Auch die Tatsache, dass die vorhandeÂnen Maschinen weiter im UnternehÂmen verbleiben und wie zuvor genutzt werden, ist für etwa zwei Drittel (66 Prozent) der befragten UnternehÂmen aus dem verarbeitenden GeÂwerbe ein entscheidendes Argument. So bleiben Produktion und Abläufe in der Firma unbeeinflusst von der durchÂgeführten Sale-Âand-Âlease-ÂbackÂ-TransÂaktion.
Bilanzielle Argumente spielen zwar keine herausragende Rolle, werden aber dennoch als gute Gründe für den Einsatz von SaleÂandÂleaseÂback geÂnannt. Die Verbesserung der EigenkaÂpitalquote etwa nannten 62,3 Prozent der Unternehmen als einen Vorteil, die Generierung von Buchgewinnen imÂmerhin noch 38,4 Prozent.
Rund die Hälfte der UmfrageteilnehÂmenden gibt an, dass SaleÂandÂleaseÂback eine schnelle Lösung zur LiquiÂditätsbeschaffung sei. Dabei ist eine Prozessdauer von zwei bis drei WoÂchen für Unternehmen aus dem verÂarbeitenden Gewerbe akzeptabel. Die übrigen Firmen, unter anderem aus dem Gast oder Baugewerbe, dem Handel, Verkehr sowie dem Lagerei und Dienstleistungsgewerbe, sehen dagegen nur zwei bis fünf Tage als akÂzeptabel an. Die abweichende ErwarÂtungshaltung könnte daran liegen, dass die Unternehmen unterschiedÂliche Investitionsgüter für SaleÂ-and-Âlease-Âback-ÂVerträge als geeignet idenÂtifizieren.
Ãœber die Hälfte des verarbeitenden GeÂwerbes erachtet ProduktionsmaschiÂnen oder Âanlagen zur Finanzierung innerhalb von SaleÂandÂleaseÂbackÂVerÂträgen als sinnvoll, während jeweils etwa ein Drittel der anderen UnternehÂmen relativ leicht bewertbare ITÂAusÂstattung oder Pkw als mögliches InvesÂtitionsgut betrachten. Der Schluss liegt nahe, dass Unternehmen eine längere Prozessdauer akzeptieren, wenn InvesÂtitionsgüter komplex und somit schwieÂrig zu bewerten sind. Entsprechend dürfte etwa beim aufwendigen SaleÂandÂleaseÂback ganzer MaschinenÂparks eine Prozessdauer von mehr als drei Wochen akzeptiert werden.
„Sale-and-lease-back gilt als eine im Vergleich zu Kreditfinanzierung unbürokratische Lösung.“
Wann Sale-and-lease-back hilfreich ist
Geht es um die Frage, in welcher UnÂternehmenssituation SaleÂ-and-Âlease-Âback am ehesten helfen könnte, ist die Antwort über alle Unternehmen hinÂweg sehr eindeutig: Ãœber die Hälfte aller Unternehmen (52,2 Prozent) gaben einen Liquiditätsengpass an. Knapp zwei Fünftel der Befragten aus dem verarbeitenden Gewerbe sind ebenfalls der Ansicht, dass SaleÂandÂleaseÂback bei einer ausgeschöpften Kreditlinie zu helfen vermag.
Gut eine von zehn Personen aus dem verarbeitenden Gewerbe könnte sich eine Sale-Âand-ÂleaseÂ-backÂ- Finanzierung als Lösungsoption in der Situation einer Unternehmensnachfolge (MBI/MBO) vorstellen. Diese Betrachtung dürfte für viele hinsichtlich einer straÂtegischen Unternehmensplanung jeÂdoch zu eng sein: Schon in guten ZeiÂten ist es ratsam, Kreditlinien nicht voll auszuschöpfen, um sich finanzielle Spielräume bei Liquiditätsengpässen zu erhalten. Sind die schlechten Zeiten dann aber da, kann es sinnvoll sein, über SaleÂandÂleaseÂbackÂTransaktioÂnen stille Reserven aus dem AnlageÂvermögen zu heben. Letzten Endes ist SaleÂandÂleaseÂback eine Option, die systematisch und strategisch eingeÂsetzt werden kann und individuell umgesetzt werden muss. Je nach Planung, Bedarf und Wunsch von UnÂternehmen eben anders.
Kein Wunder also, dass neun von zehn Befragten von sehr guten oder guten Erfahrungen mit SaleÂ-and-ÂleaseÂ-back berichten. So wird SaleÂandÂleaseÂback als eine im Vergleich zu KreditÂfinanzierung mit Banken unbürokraÂtische Lösung genannt. Kritik wurde im Einzelfall an der erlebten ProzessÂdauer geäußert. Ebenso wurden die LeasingÂRaten bei kurzfristigen SzenaÂrien als zu hoch angesehen.
Abbildung 1: So funktioniert Sale-and-lease-back
Großes Potenzial im Mittelstand
Die Mittelstandsstudie sollte identiÂfizieren, wie groß das Potenzial bei mittelständischen Unternehmen ist, Sale-Âand-ÂleaseÂ-back als alternative FiÂnanzierungsform zu nutzen, um stille Reserven zu heben und in Liquidität umzuwandeln. Die Ergebnisse zeigen, dass im Mittelstand tatsächlich großes Potenzial zur Hebung von stillen ReserÂven aus vorhandenen Anlagegütern existiert. Aufgabe der FinanzierungsÂpartner wird nun sein, Unternehmen das Modell nahezubringen, zu erklären und die Attraktivität dieser FinanzieÂrungsform herauszustellen. WomögÂlich ist auch eine Aufgabe, Firmen die Angst davor zu nehmen, auf alternaÂtive Finanzierungsformen wie eben SaleÂandÂleaseÂback zuzugreifen. Dies gelingt durch gute Kommunikation und faire Angebote.
Als einer von wenigen Anbietern in Deutschland hat sich die NIV Leasing auf SaleÂ-andÂ-lease-ÂbackÂ-Geschäfte ganzer Maschinenparks spezialisiert. Denn mittelständische Unternehmen sind der Erfolgsfaktor der deutschen Wirtschaft: Ãœber 99 Prozent aller UnÂternehmen in Deutschland sind MittelÂständler. Sie erwirtschaften mehr als die Hälfte der Wertschöpfung, stellen fast 60 Prozent aller Arbeitsplätze und rund 82 Prozent der betrieblichen AusÂbildungsplätze bereit.
Und doch muss auch der Mittelstand sich immer wieder neu aufstellen und positionieren, um zukünftig erfolgreich zu agieren. Ausruhen kann man sich in der heutigen schnelllebigen und agilen Zeit nicht. Trends und MarktentwickÂlungen frühzeitig zu erkennen und StraÂtegien anzupassen, ist essenziell. Um zwei Beispiele zu nennen: UnternehÂmen sollten die Digitalisierung für sich nutzen – da führt kein Weg dran vorÂbei. Ganz anders, aber doch im Blick zu behalten sind die Herausforderungen des Fachkräftemangels, die es zu beÂwältigen gilt.
„Im Mittelstand existiert großes Potenzial zur Hebung von stillen Reserven.“
Die Erfahrung zeigt: Jede Strategie sollte variabel sein. Denn sie wird nicht zuletzt von äußeren Faktoren beeinÂflusst beziehungsweise hängt von diesen ab. Krisensituationen wie die CovidÂ19ÂPandemie sind nicht planbar, ebenso wenig sind es plötzlich eintreÂtende MBI oder MBO. In der KonseÂquenz muss festgehalten werden, dass jeder noch so gute Plan scheitern kann. Und jeder gescheiterte Plan kann weitgehende, auch finanzielle Konsequenzen für Unternehmen haben. Wichtig ist, im Falle eines LiquiÂditätsengpasses die Optionen zu kenÂnen und zu wissen, welche Lösungen der Markt bereithält.
Abbildung 2: Vorteile von Sale-and-lease-back aus Kundensicht (in Prozent)
Der Finanzierungsprozess
Mit 130 Jahren Erfahrung im LeasingÂBereich und mehr als 1,5 Millionen bewerteten Einzelobjekten bringt NIV das KnowÂhow mit, Anlagegüter zu bewerten. Durch diese GutachtenÂkompetenz soll die Liquidität von Unternehmen verbessert werden. Grundsätzlich kann die Finanzierung innerhalb von sechs bis acht Wochen durchgeführt werden.
Es bedarf hierzu vier Schritte: BeraÂtung, Gutachten, Bonitätsprüfung und Vertragsabschluss. In diesem Prozess wird sehr nah mit dem Kunden zuÂsammengearbeitet, denn es geht um Geld, meist um viel Geld. Es werden assetbasierte Finanzierungslösungen ab 400 000 Euro angeboten. Daher ist für SaleÂandÂleaseÂbackÂGeschäfte das gegenseitige Vertrauen wichtig. Nur so können maßgeschneiderte Lösungen und flexible Modelle erarbeitet, eine kompetente Beratung sichergestellt sowie kurzfristige Liquidität bei schlanÂken Prozessen geboten werden. Die Studienergebnisse zeigen, dass im Mittelstand Potenzial für Sale-Âand-ÂleaseÂ-backÂ-Transaktionen wie diese vorhanden ist.